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Montag, 1. Juni 2020

McLain Kurzgeschichte Teil 1


Teil 1

Ein letztes Mal überprüfte Jules Montgomery ihr Aussehen in der Spiegelung der Fensterscheibe, wobei sie darauf achtete, dass das Aufnahmegerät, dass sie unter ihrer Kleidung verbarg, auf keinen Fall auffallen konnte. Dieses Interview war riskant und sie hatte eine Menge Gefallen einfordern müssen, um den Termin zu bekommen, doch es könnte ihr endgültiger Durchbruch sein. Denn das, was ihr der Informant hatte zukommen lassen, war brisant. Mehr noch, würde sie die Angaben über das Fehlverhalten von Dr. Owen Martin - immerhin eine leitende Person der Wirtschaft, belegen können, wäre das der Skandal des Jahrzehnts. Eventuell brachte es ihr sogar den Pulitzerpreis für investigativen Journalismus ein. Nicht das Schlechteste, was einem Mädchen aus einem Provinznest in Wyoming passieren könnte. Vor allem wenn sie sich ausmalte, dass sie sich dann künftig des Öfteren in einer solchen Umgebung aufhalten würde.
Alles in diesem Konferenzraum des PharmaCorp-Hautsitzes troff förmlich vor unauffälliger Eleganz und somit auch vor Reichtum und Macht. Hohe Fenster, die Einrichtung gänzlich in Schwarz und Weiß gehalten, unterlegt von Chromfarbenden Akzenten.
Autorität strömte auch dem Mann, der nun die Tür öffnete, aus jeder Pore. Obwohl der - vermutlich maßgeschneiderte - Anzug tadellos saß, schienen seine breiten Schultern ihn beinahe zu sprengen.
Auch als er lächelte, blieb ein wachsamer Ausdruck in seinen Augen. Nun, das gehörte wohl zur Grundvoraussetzung für seinen Posten als Sicherheitschef einer global agierenden Firma. Sie wusste, dass Jack Martin eine exzellente Ausbildung genossen hatte, um eines Tages CEO zu werden.
›Nicht, wenn ich es verhindern kann.‹
Sie lächelte bei diesem Gedanken, obwohl es bei dem, was ihr über Jack zu Ohren gekommen war, keinen Anlass dazu gab. Oder auch nur dazu, sich in seiner Nähe aufhalten zu wollen. Doch Höflichkeit galt viel in den Kreisen, in denen er sich bewegte. Sei sie auch noch so geheuchelt.
Während er näher kam, stellte Jules überrascht fest, dass er sie lediglich um wenige Zentimeter überragte. Seine Ausstrahlung ließ ihn wesentlich größer wirken. Der Mann hinter Jack hingegen ... Halleluja.
Selbstverständlich hatte sie bereits Bilder von Sam McLain gesehen. Doch keines davon hatte sie auf diesen Anblick vorbereiten können. Der Kerl war ein Sahneschnittchen mit Kirsche! Jung, ambitioniert, athletisch. Und Gerüchten zufolge nicht freiwillig in den Diensten von Owen Martin. Nun, das würde sie herausfinden.
Rasch wischte sich die feuchten Hände an ihrem schwarzen Rock ab, verfluchte sich gleich darauf, denn selbstverständlich war die Geste nicht unbemerkt geblieben. Das Lächeln des PharmaCorp Erben vertiefte sich kaum merklich. Selbstgefälliger Bastard! Er würde schon sehen, was er davon hatte, sie zu unterschätzen.
Forsch schritt sie auf die Männer zu.
»Meine Herren, ich bin Jules Montgomery. Mir wurde die Darstellung eines neuen Produktes versprochen, damit ich darüber schreiben kann. Können sie mir kurz etwas dazu sagen? Damit ich mir ein erstes Bild davon machen kann?«
Jack trat vor und reichte ihr die Hand.
»Jack Martin«, sagte er, bevor er auf Sam deutete. »Und Sam McLain, einer unserer größten Unterstützer des neuen Projektes. Doch bevor ich Ihnen mehr darüber erzähle, sollten wir auf meinen Vater warten. Er wird Ihnen ihre Fragen sicherlich ausführlicher beantworten können.«
Bevor Jules antworten konnte, wurde die Tür erneut geöffnet und ein hochgewachsener Mann etwa um die Fünfzig, , mit blondem Haar und ebenfalls maßgeschneidertem Anzug betrat den Raum. Selbstbewusst trat er auf die Jules zu und reichte ihr die Hand.
»Doktor Owen Martin. Schön, dass Sie sich Zeit für uns nehmen.«
»Es freut mich Sie kennenzulernen, Dr. Martin. Ihr Sohn sagte mir bereits, dass sie mir einen ersten Einblick in das neue Produkt geben können?«
»Das kann ich in der Tat. Besser gesagt, Mr. McLain wird das übernehmen.«
Er wies auf Sam, der soeben ein Tablett mit Getränken auf dem Konferenztisch abstellte. Sofort kam er zu ihnen und nickte Jules nach kurzem Zögern freundlich zu.
»Sam McLain, Fitnessblogger und Produktberater von PharmaCorp. Entschuldigen Sie die späte Vorstellung.«
»Warum setzen wir uns nicht erst einmal«, schaltete Martin sich ein und geleitete Jules zu ihrem Platz.
Zuvorkommend rückte er ihr den Stuhl zurecht, wartete, bis sie Platz genommen hatte, bevor er sich ihr gegenübersetzte.
Jack stellte sich hinter seinem Vater in Position. Die Beine handbreit auseinander, die Schultern gerade, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
Hätte Jules auf Typen gestanden, denen das Wort ›gefährlich‹ quasi auf die Stirn gestanzt war, hätte sie jetzt vermutlich ihren Stuhl trocken föhnen müssen. Was für ein Glück für alle – und ihre sündhaft teure Unterwäsche –, dass sie Kerle vom Format ›Vorsicht, bissig, nicht streicheln, nicht füttern‹, eher lästig als anziehend fand.
Sam hingegen, der sich neben Martin gesetzt hatte, gehörte er zu der Kategorie, die sie nicht nur sehr gern gefüttert hätte. Vorzugsweise mit Sahne oder irgendeinem anderen Zeug, dass eine gewaltige Sauerei hinterließ, wenn es nicht schnell von ihrem Körper geleckt wurde.
Selbst die Art, wie er unter seinen Stuhl griff und einen schmalen Koffer zutage förderte, wirkte geschmeidig.
Nichtsdestotrotz blieb Jules konzentriert. Sie hatte kein Problem, Arbeit mit Spaß zu verbinden, wenn es sich ergab. Nun aber machte sie sich eine geistige Notiz über die perfekte Vorbereitung, die Dr. Martin offensichtlich organisiert hatte. Denn nun holte Sam eine Dose mit Tabletten aus dem Koffer hervor. Beides stellte er vor Jules auf den Tisch.
»Darf ich vorstellen; NervusTin. Das Präparat, das bessere Trainingserfolge verspricht als jedes andere Nahrungsergänzungsmittel. Noch ist es in der finalen Testphase, aber wir haben keine Zweifel daran, dass es bereits nächstes Jahr auf den freien Markt kommen wird.«
Jules griff nach der Dose und betrachtete sie aufmerksam. »Wie funktioniert es? Kann man dies unbedenklich mit anderen Nahrungsmitteln mischen?«
»Es ist mit jedem anderen Nahrungsmittel kombinierbar. Bisher gab es nur einen Fall der Unverträglichkeit. Allerdings war die betroffene Person auf die Kapsel selbst allergisch. Seit er es als Pulver einnimmt, hat er keine Beschwerden mehr.«
»Es gibt also Testpersonen? Wie viele sind es? «
Etwas in Sams Blick änderte sich, aber er lächelte noch immer, als er antwortete. »Aktuell wird das Präparat an einem breiten Spektrum von Produkttestern konsumiert. Ich glaube, es sind ...« Er sah zu Martin hinüber.
»235«, antwortete der.
»Genau ... Über die Funktion kann ihnen der Doktor vermutlich ebenfalls mehr sagen.«
Martin nickte und erklärte: »NervusTin, greift direkt in den Prozess ein, der dafür sorgt, dass ein Muskel am effektivsten arbeitet. Der Körper wandelt die chemische Energie des Stoffwechsels in mechanische Energie um. Das geschieht durch den Aktin-Myosin-Komplex. Für die perfekte Arbeit dieses Protein-Komplexes sind vor allem Kalzium und Magnesium-Ionen verantwortlich. An diesem Punkt setzt unser Präparat an, denn diese Nährstoffe sind in genau der richtigen Dosierung in NervusTin enthalten. Aber das eigentliche Geheimnis ist ein Molekül, das mein Labor erst nach jahrelanger intensiver Forschung in eine Form bringen konnten, die der Mensch über die Nahrung zu sich nehmen kann.«
»Es wäre also unbedenklich, wenn ich das Produkt selbst eine Zeitlang testen würde?«
»Theoretisch wäre es das. Allerdings darf ich aktuell das Produkt lediglich Personen zur Verfügung stellen, die sich dafür registriert haben und dementsprechend untersuchen ließen. Wir lassen bei diesen Tests größte Vorsicht walten, auch wenn sie in diesem Stadium keine bedenklichen Nebenwirkungen mehr entfalten. Wenn sie allerdings interessiert sind, lass ich ihnen gerne die nötigen Unterlagen zukommen, damit Sie sich registrieren können.«
»Na ja ich würde das Produkt gerne testen, bevor ich abschließend darüber schreibe. Aber das beantwortet meine Frage nicht. Würden sich überhaupt nach der Einnahme negative Auswirkungen bemerkbar machen?«
»Langzeitschäden testen wir im Augenblick noch. Allerdings ist Sam seit der ersten Testphase am Menschen mit dabei. Die begann vor über zwei Jahren. Und er ist so gesund, wie ein junger Mann in seinem Alter nur sein kann.«
Jules grinste. »Dann kommen sie bitte mal näher, Mr. McLain. Ich will mir das genauer ansetzen.«
Wie sie es erwartet hatte, warf er Martin einen fragenden Blick zu. Erst als der Doktor wortlos seine Zustimmung gab, erhob sich Sam.

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